Heimatgeschichte an der Reichen Ebrach


 

Friedrich Schiller, in seiner Antrittsvorlesung an der Universität von Jena am 26. Mai 1789:   (zurück) Geschichte ist Wahrnehmung der Erinnerung. Nach dem gebrachten Leid des letzten europäischen Bürgerkriegs und der Nazidiktatur wollte sich keiner so recht mehr erinnern. Für uns Nachgeborene bleibt es aber die historischen Maßstäbe zu bewahren, an denen sich das Neue, das nicht zu verhindern ist, wird messen lassen müssen. Der Erhalt und die Pflege der Zeugnisse, das Auskundschaften verschollener Quellen und das Verknüpfen von Spuren der Lebenszusammenhänge unserer Altvordern ist Auftrag und Verpflichtung.

Geschichte, das Geschehen in Zeit und Raum, ist vielschichtig. Schichtungen, gleichförmig oder gebrochen, manchmal verbunden, manchmal scheinbar lose nebeneinander, türmen sich auf und wirken hin zum heutigen Tag, im Augenblick dieser Minute. Wir können heute die Geschichte nicht ungeschehen machen. Trotzdem lassen sich mit den auf uns überkommenen Quellen viele Abschnitte unserer gemeinsamen Vergangenheit rekonstruieren. Solche Zeitreisen bringen Verständnis, Nachsicht aber auch Zorn, für früheres Tun und Unterlassen. Die Kenntnis dieser vorhergegangener Weltbegebenheiten erklärt uns die Situation von heute. Als Nutznießer und Leidtragende bauen wir auf dem Werk und den Versäumnissen früherer Generationen. Wir sind ihre Schuldner.

Wir können die Geschichte gestalten, positiv wie negativ. Dies geht im Kleinen wie im Großen. Im Jetztpunkt schaffen wir die nächste Schicht.

Heimatgeschichte an der Reichen Ebrach

Einst roher Völkerstamm, von den Römern gezeichnet, besiegt und gefürchtet, treten unsere Vorfahren ins Licht der Geschichte. Aus dem Substrat in der Völkerwanderungszeit umgeschichteter germanischer Stämme, vermengt mit keltischem, slawischem und romanischem Blut, entsteht durch merowingisch-karolingische Zwangsfusion ein erstes europäisches Gebilde, aus welchem sich im 10. Jahrhundert eine erste politische Gesellschaft deutscher Prägung, ein erstes deutsches Reich, kristallisiert.

Diese Ausgangslage dürfte für viele heimatgeschichtlichen Betrachtungen in Deutschland zutreffen, so auch für den Raum an der Reichen Ebrach. Gelegen an der auslaufenden Ostflanke des Steigerwaldes und mitten in jenem Gebiet, unter dem man das frühere Ostfranken (franconia orientalis) versteht, was heute von den politischen Regierungsbezirken Ober-, Mittel- und Unterfranken in Bayern und der Region Franken in Baden-Württemberg sowie Teilen von Thüringen (Hennebergische Lande) abgedeckt wird, beginnt diese Gegend vor circa 1000 Jahren urkundlich zu werden.

Die Geschichte im Gebiet der Reichen Ebrach ist eng mit dem 741 gegründeten Hochstift Würzburg und dem 1007 gegründeten Hochstift Bamberg verknüpft. Deren Bischöfe und Domherrn, deren Vögte und Vasallen, eingesessener und zugewanderte Adel, haben seit dieser Zeit an der territorialen Ausbildung mitgewirkt. Dieser privilegierte Personenkreis hat, mit der Hilfe untertänigen landsässigen Bauern und Handwerker, die zivilisatorische Entwicklung eingeleitet, organisiert und dominiert. Sie haben, neben den naturräumlichen Gegebenheiten, das Bild unserer Landschaft geprägt. 
Daß heute dort ein Waldstück liegt, dort eine Kirche steht, dort eine katholische, dort eine evangelische, dort ein Judenfriedhof ist und ein Grenzverlauf so und nicht anders liegt, hat nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung in dieser hochmittelalterlichen Zeit seinen Anfang. 

Ob es denn heutzutage noch nützlich ist nach derartigen Urgründen zu suchen, wird oftmals eingewandt. Nun ja, der praktische Wert der Beantwortung kann nicht in barer Münze gezollt werden. Mancher Neugierige möcht´s halt gern wissen, wie´s früher und vielleicht noch früher einmal war. Je weiter wir zurückschauen desto undeutlicher werden die Spuren, desto bruchstückhafter verstehen wir die damalige Lebenssituation. 

Schrifttum

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Letzte Änderung: 2016-02-10
Autor: Franz F. Kachler, Horbach 14, D-96193 Wachenroth 
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